Von Anton Czech – Lovetinsky
Das Fallschirmjägerregiment 26 aus Zweibrücken und Merzig übt gemeinsam mit dem Panzergrenadierbataillon 411 aus Viereck – betrachtet mit den Augen eines Österreichers.
Vor einigen Wochen übte das Fallschirmjägerregiment 26 aus der Niederauerbach – Kaserne im Rheinland – Pfälzischen Zweibrücken und aus der Kaserne auf der Ell in Merzig im Saarland mehrere Tage lang gemeinsam mit dem Panzergrenadierbataillon 411 aus der Kürassier – Kaserne im Mecklenburg – Vorpommerschen Viereck auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow Angriff und Verteidigung. Diese Fallschirmjäger und diese Panzergrenadiere sind ja schon eine spannende Mischung – die einen kommen aus dem Westen Deutschlands und sind mit Luftfahrzeugen leicht geschützt über weite Entfernungen hochmobil, die anderen kommen aus dem Nordosten Deutschlands und sind geschützt durch ihre Schützenpanzer auf kürzere Entfernungen genauso wie die ersten zur dynamischen Einsatzführung befähigt!

Bild: Fallschirmjägerregiment 26
Spannend auch, wie sich das Fallschirmjägerregiment 26 und das Panzergrenadierbataillon 411 im Webauftritt der Deutschen Bundeswehr vorstellen:
Das Fallschirmjägerregiment 26 der Luftlandebrigade 1 setzt Fallschirmjäger im gesamten Aufgabenspektrum von Landoperationen ein. Als Kräfte der ersten Stunde führen diese militärische Evakuierungsoperationen durch und unterstützen taktisch Operationen der Spezialkräfte.

Bild: Fallschirmjägerregiment 26
Das Panzergrenadierbataillon 411 ist mit seinen fünf Kompanien im Mecklenburg – Vorpommerschen Viereck stationiert und gehört zur Panzergrenadierbrigade 41. Der Verband ist ein Kampftruppenbataillon und kann mit seinen Grenadieren sowohl aufgesessen als auch abgesessen kämpfen. Das Bataillon steht für die Landes- und Bündnisverteidigung sowie für Einsätze bereit.

Bild: Fallschirmjägerregiment 26
Der Truppenübungsplatz Altengrabow
Kontingente beider Verbände ziehen Anfang diesen Jahres motiviert auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow zu einem Übungsdurchgang unter der Leitung der Spezialisten der Infanterieschule in’s Feld. Der Truppenübungsplatz Altengrabow ist ein rund 9950 Hektar großes, mit dem größten Teil im Bundesland Sachsen – Anhalt und mit dem kleineren Teil im Bundesland Brandenburg gelegenes Übungsgelände.
Es ist altes militärisches Land, von dem wir da sprechen, denn schon im Jahr 1891 begann auf dem für das IV Korps der Preußischen Armee angelegten Platz der Übungsbetrieb. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wird der Truppenübungsplatz Altengrabow den Umbrüchen der deutschen Geschichte entsprechend nacheinander von der Reichswehr, der Deutschen Wehrmacht, der sowjetischen Roten Armee, der russischen Armee und daran anschließend schließlich bis zum heutigen Tage von der Deutschen Bundeswehr genutzt.

Bild: Fallschirmjägerregiment 26
Der Truppenübungsplatz Altengrabow bietet neben einer Kraftfahr – Lehrbahn und einem Behelfsflugplatz abwechslungsreiche Geländeabschnitte für Gefechtsübungen – auch im urbanen Bereich, für das Einsatztraining von Joint Fire Support Teams und eine Menge Schießbahnen für das Scharfschießen mit Waffen des deutschen Heeres von den Handwaffen bis zum Kaliber 120 Millimeter. Für die Unterbringung der Übungskontingente stehen Unterkünfte für bis zu 900 Soldatinnen und Soldaten zur Verfügung, die aber in Coronazeiten nicht voll belegt werden können.
Beim gemeinsamen Übungsdurchgang des Fallschirmjägerregimentes 26 und des Panzergrenadierbataillons 41 stellt die Übungspartei „Rot“ die Verteidiger und zieht mit folgender Gliederung in’s Feld:
- Kompanieführung der 7. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 26 – das ist die schwere Fallschirmjägerkompanie des Regimentes
- Infanteriezüge aus mehreren Kompanien des Fallschirmjägerregimentes 26
- Kampfunterstützungselement mit dem Waffenträger Wiesel MK und dem Wiesel PAL noch mit Panzerabwehrlenkwaffe TOW der 7. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 26
- Mörserelement der 7. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 26
- Joint Fire Support Team der 7. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 26
- Luftlandepionierelement der Luftlandepionierkompanie 260 aus Saarlouis
- Sanitätselement der 9. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 26

Bild: Fallschirmjägerregiment 26
Der Übungsdurchgang in Altengrabow
Die ersten Tage nach der Ankunft auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow sind dem gegenseitigen Kennenlernen von Fallschirmjägern und Panzergrenadieren und der Vorbereitung der Einsatzsysteme gewidmet. Zur Vorbereitung gehört selbstverständlich auch der Anbau von AGDUS an den Einsatzsystemen und die Ausstattung der Fallschirmjäger und Panzergrenadiere mit diesem Gefechtssimulationssystem, um die einzelnen Abschnitte des Übungsdurchganges objektiv nachvollziehbar für Übungsleitung, Schiedsrichter und Übungsteilnehmer zu machen.
Dann geht es aber für die Übungspartei „Rot“ gleich in das Übungsgelände, um den Gefechtsstreifen für die Umsetzung des Auftrages Verteidigung zu erkunden. Zurück im Verfügungsraum werden diese Erkundungsergebnisse dem Kompaniechef vorgetragen, der mit diesen Grundlagen seinen Kampfplan zusammenstellt und bei der Befehlsausgabe seinen Fallschirmjägern die umzusetzenden Aufträge erteilt.

Bild: Fallschirmjägerregiment 26
Die Übungspartei „Blau“ nützt während dessen die Zeit, um im Rahmen von Kompanieübungen ihre Fallschirmjägerzüge gegen den unterstellten Panzergrenadierzug des Panzergrenadierbataillons 411 zu beüben. So können sowohl die Fallschirmjägerkompanie als auch der Panzergrenadierzug in einem anspruchsvollen und abwechslungsreichen Gelände ihre eigenen Fähigkeiten intensiv trainieren und dadurch festigen.
Beim gemeinsamen Übungsdurchgang des Fallschirmjägerregimentes 26 und des Panzergrenadierbataillons 411 stellt die Übungspartei „Blau“ die Angreifer und zieht mit folgender Gliederung in’s Feld:
- 6. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 26
- Panzergrenadierzug des Panzergrenadierbataillons 411
- Joint Fire Support Team der 7. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 26
- Luftlandepionierelement der Luftlandepionierkompanie 260 aus Saarlouis
- Sanitätselement der 9. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 26

Bild: Fallschirmjägerregiment 26
Schon während der Nachtstunden sind die ersten Kräfte im Übungsraum aktiv und Spähtrupps sammeln Informationen über das Gegenüber, woraus ein Lagebild generiert wird. In den frühen Morgenstunden geht es schließlich mit diesem Wissen mit den Angreifern in den Verfügungsraum, um aus diesem heraus abgesessen die Stellungen der Verteidiger anzugreifen.
Beim folgenden Angriff wird im Übungsraum von beiden Übungsparteien mit allen verfügbaren Mitteln erbittert gekämpft. Nach einem anstrengenden Übungsdurchgang geht es sichtlich erschöpft wieder zurück in den Verfügungsraum zum Regenerieren und Neuorganisieren. Sicherungen werden aufgebaut und in der folgenden Nacht wird ein neuer Plan für den Übungsdurchgang am nächsten Tag erdacht und in Befehlsform gebracht, der auf den von Spähtrupps eingebrachten neuesten Aufklärungsergebnissen basiert.

Bild: Fallschirmjägerregiment 26
Neuer Tag – neuer Ansatz!
Dieser Ansatz der Angreifer basiert auf massiver Täuschung des Gegners und bringt in der Tiefe des gegnerischen Dispositivs das Zusammenwirken von Fallschirmjägern und Panzergrenadieren. Mit dynamischen aber verlustreichen Angriffen schafft die Übungspartei „Blau“ die Inbesitznahme großer Geländeteile. Schließlich war der zweite Tag im Feld geschafft und es geht wieder gesichert in die Altengrabower Nacht. An diesem Tag haben die Waffenträger Wiesel im abwechslungsreichen Gelände eindrucksvoll gezeigt, was sie können. Das quirlige und gut bewaffnete Einsatzsystem mit seiner winzigen Silhouette verzögerte immer wieder mit seinen raschen Stellungswechseln das Vorankommen der Angreifer!
Am Truppenübungsplatz Altengrabow haben sich Marder und Wiesel mit wirklich eindrucksvoller Geschwindigkeit ein selten gesehenes Stelldichein gegeben! Für den geneigten Beobachter hat das Wettrennen beider Einsatzsysteme ein Unentschieden ergeben und das zeigt auch, wie wichtig das Perfektionieren des synchronisierten Zusammenwirkens von Fallschirmjägern und Panzergrenadieren nach wie vor ist und auch weiterhin bleibt!

Bild: Fallschirmjägerregiment 26
Das Übungsende
Bei Übungsende kommen sichtlich erschöpft von den Übungstagen aber auch lächelnd Fallschirmjäger und Panzergrenadiere aus allen Ecken des Altengrabower Waldes heraus. Es ist die Stunde des gegenseitigen Austausches über das Übungsgeschehens und überall waren angeregte Gespräche zwischen Angreifern und Verteidigern zu vernehmen.
Übungsende heißt aber für die Übungspartei „Rot“ und die Übungspartei „Blau“ auch Nachbereitung und damit starten die Spezialisten der Infanterieschule sogleich. Der Abschlußtag auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow wird schließlich genutzt, um alles Material zu reinigen und zu verladen. Müde aber stolz geht es für die Übungsteilnehmer mit einem dicken Datenpaket der Übungsdaten wieder zurück in die Heimatstandorte im Westen und Nordosten Deutschlands. In den Heimatgarnisonen ist dann der Ort für die umfangreiche Auswertung mit dem Datenpaket des Übungsdurchganges und zum Auffinden der Lessons to Learn!

Bild: Fallschirmjägerregiment 26
Zum Abschluß

Bild: Fallschirmjägerregiment 26
Zum Abschluß meines Artikels wünsche ich allen Übungsteilnehmern dieses Übungsdurchganges auf dem Truppenübungsplatzes Altengrabow ganz im Sinne ihrer Leitsprüche „Glück ab!“ und „Dran! Drauf! Drüber!“ viel Freude und Erfolg im Dienst und im Privatleben sowie ganz viel Soldatenglück!
Beste Wünsche und kameradschaftliche Grüße,
Euer Anton Czech – Lovetinsky
