Investition in Infrastruktur erfreut die Bayerwaldgrenadiere aus Regen – Ein Artikel von Hauptmann Bertrams und Oberstabsgefreiter Sageder
Unschön klangen gewisse Passagen aus dem diesjährigen Bericht der Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Dr. Eva Högl. Beim Thema Infrastruktur etwa hieß es: „Viele Kasernen in Deutschland sind in einem erbärmlichen Zustand.“ An anderer Stelle stellte Högl aber ebenfalls fest, dass es auch „positive Meldungen über bereits erfolgte Sanierungen“ gebe. Erfreulicherweise ist die Bayerwaldkaserne vom Panzergrenadierbataillon 112 auch hier erneut auf der Seite dieser „positiven Meldungen“.
„Der Baulärm ist Musik in meinen Ohren“, hatte der Kommandeur der Bayerwaldgrenadiere, Oberstleutnant Falko Dreher, zum Neujahresempfang am 26. Januar vor Soldatinnen und Soldaten sowie Gästen aus der Region, darunter auch die Landrätin des Landkreises Regen und der Bürgermeister der Stadt Regen, gesagt. Es stimmt: Leistet man Dienst beim Panzergrenadierbataillon 112, dann kann man sich zahlreichen Baustellen und den dazugehörigen Baugeräuschen kaum entziehen. Vieles befindet sich momentan noch im Bau. Auf der Zeitachse wird die Bayerwaldkaserne aber zu den modernsten Standorten der Bundeswehr gehören.
„Eigentlich wird bereits seit Mitte 2020 regelmäßig in der Kaserne gebaut“, bestätigt der Infrastrukturfeldwebel der Bayerwaldgrenadiere, Stabsfeldwebel Markus K. „Zunächst waren es vor allem größere Renovierungsarbeiten, zum Beispiel an der UHG und der OHG. Ein ehemaliges Unterkunftsgebäude wurde zudem kernsaniert und zum neuen Stabsgebäude umfunktioniert.“ In 2020 und für die Folgejahre waren damals insgesamt 47 Millionen Euro für Baumaßnahmen in der Kaserne genehmigt worden. „Bis 2025 wurden nun für die Bayerwaldkaserne rund 62,2 Millionen Euro weitere Investitionen in Infrastruktur freigegeben“, so K. weiter.

Die Investitionen werden dringend benötigt. „Unsere Schleppdächer für die Panzer wurden noch für den HS30 gebaut – das ist der Vorgänger vom Schützenpanzer Marder“, erklärt der stellvertretende Kommandeur und Infrastrukturbeauftragte der Kaserne, Oberstleutnant Steve Lisch, die Lage. Moderne Fahrzeuge wie der Schützenpanzer Puma haben ganz andere Ansprüche, vom Stromanschluss für den Ladeerhalt bis hin zum Witterungsschutz. Deswegen wird es neben dem Neubau einer zentralen Waffenkammer und von Ausbildungsräumen für Simulatoren auch frostfreie Hallen für die Schützenpanzer geben.

Eine zentrale Waffenkammer für alle Einheiten des Bataillons befindet sich momentan im Bau und soll Mitte 2024 zur Nutzung freigegeben werden. Die Bewirtschaftung des Materials wird das vereinfachen, auch unter Sicherheitsaspekten ist die Einrichtung einer solchen zentralen Waffenkammer zweckmäßig. Das seit vielen Jahrzehnten bekannte Prinzip „alles unter einem Dach“ bei den Kompanien wird dadurch natürlich erodiert. „Ich bin sicher, die Vorteile werden gewisse Nachteile überwiegen. Klar müssen wir uns umstellen, auf Neues einstellen, das auch in die Planung der Ausbildung mit aufnehmen. Ich denke, das gehört dazu“, so ein Kompaniechef auf Nachfrage.
Simulatoren erleichtern und revolutioniert die Ausbildung
Direkt hinter der neuen Waffenkammer ist bereits im vergangenen Jahr ein AAT SPz Puma (Ausbildungsmittel Ausbildungsanlage Turm Schützenpanzer Puma) entstanden. Das ist ein recht sperriger Begriff und wird umgangssprachlich „Turmtrainer“ genannt. In einer eigens für ihn gebauten Halle steht auf einer begehbaren Hochbühne ein originaler Turm eines Schützenpanzer Puma. Darunter ist der vordere Kampfraum – mit Ausnahme des Kraftfahrers – ebenfalls im Original vorhanden. Kommandant und Richtschütze können somit aus- und weitergebildet werden, alle Funktionen werden abgebildet, nur der scharfe Schuss natürlich nicht. Auch das Aufmunitionieren und der Aus- und Einbau der Maschinenkanone ist möglich, es können also auch Truppsoldatinnen und Truppsoldaten ausgebildet werden. „Viele Funktionen des Pumas können geübt werden. Zusätzlich können wir alle Handlungen der Soldatinnen und Soldaten über Kamera nachvollziehen, zu Zwecken der Auswertung aufzeichnen und über ein Bediengerät auch Störungen einsteuern“, erklärt Oberleutnant Harrer, der Leiter der Simulatorgruppe des Standorts, die Funktionen. Unter kontrollierten und einfachen Bedingungen kann hier Erst- und Wiederholungsausbildung stattfinden, ohne, dass ein echter Puma dafür gebunden werden muss.

Im ehemaligen Unterrichtsraum einer Kompanie ist ein VBS (Virtual Battle Space) entstanden. Dieser wird auf die neuste Version gebracht und beinhaltet zudem das erweiterte System für den Schützenpanzer Puma. Die Ausbildung der Simulatorgruppe des Standorts Bayerwaldkaserne wird noch in diesem Jahr an der Panzertruppenschule in Munster stattfinden. „Ein Simulator, egal, ob Schützenpanzer, oder für Truppsoldaten, ersetzt nie den Gefechtsdienst. Für das Einüben und Wiederholen von Abläufen und Standards mit insgesamt geringerem Planungsaufwand kann damit aber gearbeitet werden“, schließt Hauptmann Andreas T. den Punkt ab. Er ist Kompaniechef der 1. Kompanie, der die Simulatorgruppe unterstellt ist.
Darüber freut sich auch der Kommandeur. „Wenn wir bisher im VBS üben wollten, mussten wir Kräfte nach Wildflecken verlegen“, so Dreher. „In Zukunft werden wir das ganz einfach am eigenen Standort durchführen können. Das spart Zeit, die dann für das Wesentliche frei wird: die Ausbildung.“
Die Division 2025 hält auch Einzug in die Planung der Infrastruktur
Am Standort Bayerwaldkaserne existiert ein Sanitätsversorgungszentrum, das nunmehr zu einem Sanitätszentrum aufwachsen soll. Dafür werden neben mehr Personal auch mehr Material und Infrastruktur benötigt. Eine frostfreie Halle für zahlreiche GTK Boxer war mit die erste der Baumaßnahmen, die fertiggestellt wurde. Die Halle wartet momentan nur noch auf die offizielle Nutzungsfreigabe. Insgesamt soll mit einer neuen Organisationsstruktur, die allerdings noch nicht final abgesegnet ist, das Personal um mehr als die Hälfte aufwachsen und deutlich enger mit den Kräften des Verbandes zusammenarbeiten.
„Im Rahmen allgemeiner Umstrukturierungen und der Zielvorgabe Division 2025 soll die Sanitätsversorgung am Standort ebenfalls aufwachsen“, bestätigt Oberfeldarzt Dr. Patrick K., der Leiter des Sanitätsversorgungszentrums. „Bewegliche Arzttrupps, Rettungstrupps, Role 2, das bedeutet zusätzliche Ärztinnen und Ärzte, viele neue Soldatinnen und Soldaten.“ Dafür braucht es Unterkünfte und Funktionsgebäude. Noch nicht bei allen Projekten hat der Bau begonnen, aber fertig sein soll alles nach jetziger Planung bis 2025.
Die HIL GmbH, welche unter anderem bei der Instandsetzung der Schützenpanzer Puma unterstützt, wird ebenfalls eine neue Werkhalle bekommen. Denn mehr Fahrzeuge am Standort bedeuten mehr Arbeitsstunden an den Fahrzeugen, mehr Arbeitsstunden bedeuten mehr Personal, mehr Personal schafft die Notwendigkeit von erweiterten Arbeitsbereichen. Deutlich wird: Wird ein Panzergrenadierbataillon fit gemacht für die Division 2025 und LV/BV, dann muss der Rest des Standorts ebenfalls fit gemacht werden.
Neues Unterkunftskonzept und Betreuung
Doch auch „neben der rein dienstbezogenen Infrastruktur“, wie es im Bericht der Wehrbeauftragten heißt, wird investiert. Soldaten pendeln im deutschen Vergleich am meisten – viele verbringen fünf Tage ihrer Woche weg vom eigenen Wohnort. „Der Großteil der Bayerwaldgrenadiere ist auf Sechs-Mann-Stuben untergebracht, mit einem Gemeinschaftsbad auf dem Flur“, so Lisch. „Mit den neuen Gebäuden wird es Einzelstuben mit jeweils eigener Nasszelle geben.“ Dadurch soll auch die Lebens- und Dienstqualität unter der Woche gesteigert werden. Denn die Wehrbeauftragte stellte in ihrem letzten Bericht ebenfalls fest: „Einsatzbereitschaft bedeutet eine zeitgemäße Infrastruktur.“ Die Bayerwaldgrenadiere werden auch hier vorne mit dabei sein.
Das neue Konzept sieht allerdings auch vor, Funktionsgebäude, also dort, wo die Kompanieführung sitzt und der tägliche Dienst verrichtet wird, von Unterkunftsgebäuden zu trennen. Das bereits erwähnte Prinzip „alles unter einem Dach“ wird sich an dieser Stelle auch ändern. Ein schnelles aus dem Zugführerbüro kommen und „Stubentüren auf!“ wird nicht mehr möglich sein – zumindest nicht ohne Weiteres. Eine Veränderung, die gewisse Umstellungen und Umplanungen im Ausbildungsbetrieb voraussetzen wird, aber keine unmögliche Aufgabe. Wenn es die Dienst- und vor allem Lebensqualität der Soldatinnen und Soldaten nach Dienst verbessert, dann kann es trotzdem ein Puzzleteil auf dem Weg in die Zukunft sein, denn neues Personal, das auch langfristig gehalten werden kann, wird dringend gebraucht.
Dabei geht es auch um Betreuung am Standort. Eine neue Sporthalle mit integriertem großen Kraftraum ist ebenfalls ausgeplant und gebilligt, der Baubeginn ist noch nicht erfolgt, angefangen werden soll damit in 2024. Erwartet man von Soldatinnen und Soldaten eine gewisse körperliche Einsatzbereitschaft, so muss auch die Infrastruktur dafür zur Verfügung gestellt sein. Sport als Hobby nach Dienst, da man sich unter der Woche nicht in der eigenen Wohnung daheim befindet – wünschenswert, oder gar notwendig für einsatzbereite Streitkräfte. Da für all diese Neubauten aber Flächen, die jetzt unter anderem als Parkplätze genutzt werden, wegfallen, ist auch der Bau eines Parkdecks geplant. „Dazu gibt es aber noch keinen Termin für den Baubeginn“, so der Infrastrukturfeldwebel.

Der Baulärm – die Musik in den Ohren des Kommandeurs – wird also noch eine ganze Weile in der Bayerwaldkaserne zu hören sein. Das Ergebnis wird sich sehen lassen. Da so gut wie kein Gebäude unangetastet bleibt, wird die Bayerwaldkaserne ab spätestens 2025 ein im Vergleich sehr moderner Standort sein. Bereits ausgestattet mit dem Schützenpanzer Puma VJTF haben die Bayerwaldgrenadiere bereits seit Längeren den Puma in der modernsten Ausführung am Standort, bisher noch kein anderer Verband. Nun folgt also auch die Infrastruktur.
Hauptmann Andre Bertrams ist Stabszugführer und Presseoffizier im PzGrenBtl 112.
Oberstabsgefreiter Benjamin Sageder (Fotos) ist Betreuungssoldat im Betreuungsbüro.