Ein Artikel von Major Sven Fußhöller und Hauptmann David Koschinsky
Als zentrale Ausbildungseinrichtung des Heeres ist das Gefechtsübungszentrum der Ausbildungshöhepunkt der gepanzerten Kampftruppen im Zusammenwirken mit Kampf- und Einsatzunterstützung mit dem Ziel, die Ausbildungsstufe E zu erreichen. Das Alleinstellungsmerkmal ist die Fähigkeit zur systemgestützten Auswertung, dies ist das zentrale Element zur umfassenden Aufarbeitung des Übungsverlaufs. Das verwendete Ausbildungsgerät Duellsimulation (AGDUS) ist dabei die Schnittstelle zwischen Truppe und Systemtechnik.
Seit der Übergabe an die Truppe im Jahr 2015 wurden insgesamt fünf Panzergrenadierverbände mit SPz PUMA ausgestattet. Bei der Auslieferung und Ausstattung war bis 2022 kein AGDUS vorhanden. Somit können die Panzergrenadierbataillone SPz Puma, mit Ausnahme von Einsatzgestellungen, keine Übungen im GefÜbZH auf Verbandsebene durchführen.
VJTF als Türöffner
Der Einsatz des SPz PUMA im Rahmen der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) hat nicht nur eine Verbesserung der Sichtmittel, die Ausstattung der Gefechtsfahrzeuge mit dem Panzerabwehrsystems MELLS oder die Verbesserung der Führungssysteme, sondern auch die Auslieferung eines kompletten Satzes AGDUS für den eingesetzten Verband mit sich gebracht. Als Alleinstellungsmerkmal für den SPz PUMA im Konfigurationsstand VJTF nutzt das ausgestattete PzGrenBtl 112 in REGEN die Simulationsausstattung seither in der Ausbildung.
Der SPz PUMA in der Altmark
Im April 2022 wurde erstmals eine Gefechtsübung auf Verbandsebene mit SPz PUMA VJTF durchgeführt. Das verstärkt/ verminderte PzBtl 393 mit zwei PzGrenKp auf SPz PUMA VJTF und zwei PzKp mit dem KPz LEOPARD 2A7V hat einen klassischen zweiwöchigen Übungsablauf mit Kompanieausbildung in der ersten Woche sowie der zweiten Woche auf Verbandsebene in der defensiven Gefechtshandlung Verzögerung durchlaufen. Die gegnerischen Kräfte wurden durch den Ausbildungsverband Gefechtsübungszentrum Heer (AusbVbd GefÜbZH) gestellt. Die im Gefecht erlebte und in der Systemtechnik GefÜbZH nachgewiesene Überlegenheit des SPz PUMA stellte sich bereits in den ersten Tagen der Ausbildung heraus. Feuerkämpfe von SPz PUMA auf SPz MARDER mit Entfernungen von über 2000m haben eindrucksvoll die Überlegenheit des neuen Hauptwaffensystems der Panzergrenadiertruppe im GefÜbZH unter Beweis gestellt. Die durch hohe Kampfentfernungen generierten Ausfälle, welche durch die Besatzungen SPz MARDER mit älteren Optiken selten bis nie aufgeklärt werden konnten, werden den AusbVbd GefÜbZH zukünftig vor Herausforderungen stellen.

Die Ausnahmelösung – Die verstärkte PzGrenKp im GefÜbZH
Positionierung, Wirkung und Verwundbarkeit, sind die drei Kernelemente der Systemtechnik im GefÜbZH. Diese müssen ohne Einbindung von AGDUS durch die Ressource Mensch (Drehstuhlschnittstelle) abgebildet werden und führen, für die Leitung und Auswertung der Übung, zu einem signifikant erhöhten Personal- und Schiedsrichteransatz.
Um den massiven Personalansatz zu reduzieren und die Systemtechnik in Teilen nutzen zu können wurde eine Ausnahmelösung ausschließlich für das GefÜbZH entwickelt und gebilligt. So wird mit bestehendem AGDUS- Material jedes der Kernelemente der Systemtechnik abgebildet. Die Positionierung wird hierbei zu 100% zuverlässig dargestellt. Ebenso ist die Funkanbindung sowie die Mitschneidefähigkeit einzelner Funkgespräche und Gefechtsbefehle unverändert in den Übungsdurchgängen möglich. Die Abbildung Wirkung und Verwundung sind jedoch nur mit Zeitverzug sowie begrenzter Kampfentfernung und somit eingeschränkt nutzbar. Gleichwohl können die Zeiten der Effektdarstellung wie Aus- bzw. Teilausfälle an Gefechtsfahrzeugen gegenüber einer herkömmlichen Schiedsrichterorganisation durch Abstimmung über Funk deutlich reduziert werden. Die benötigte Zeit zur Generierung und Übermittlung von Treffern bzw. Ereignissen führt jedoch systemisch zu einer Verzerrung des Lagebilds auf allen Ebenen. Eine zeitliche Abweichung des Lagebilds als Grundlage für Entscheidungen und Befehle lässt sich auf der Kompanieebene leitungsseitig kompensieren, auf der Bataillonsebene, z.B. beim Wirken über Grenzen, nicht. Unstrittig ist, dass die verwendeten Komponenten nie für die Anbringung am SPz PUMA entwickelt wurden, noch in Konkurrenz zum vollwertigen AGDUS-System stehen, sondern die Möglichkeit bieten, Teile der Systemtechnik nutzen zu können und die Lücke zwischen VJTF und dem Rollout AGDUS SPz PUMA zu schließen. Die angesprochenen Einschränkungen in der Nutzung der Ausnahmelösung werden durch einen erhöhten Personalansatz in der Zentrale sowie einen erhöhten Schiedsrichteransatz ausgeglichen, der in Summe allerdings unterhalb einer reinen Beschiedsrichterung bleibt. Der erhöhte Personalansatz in Verbindung mit einem im GefÜbZH kompensierbaren Zeitverzug bei der Generierung eines Lagebilds hat zur Folge, dass zumindest zwei PzGrenKp auf SPz PUMA unabhängig voneinander, jedoch zeitgleich ausgebildet werden können. In Verbidung mit einer davon abgekoppelten eigenständigen Gefechtstandausbildung für den Bataillonsstab ist das GefÜbZH in der Lage eine Ausbildung für die Panzergrenadierverbände SPz Puma 1. Los durchzuführen.

Erste Erfahrungen und Ergebnisse
Im Januar 2023 wurde erstmalig mit der Ausnahmelösung eine Einheit SPz Puma 1. Los in der Gefechtshandlung Angriff ausgebildet und ausgewertet.
Die verstärkte 2./PzGrenLehrBtl 92 aus Munster war aufgestellt mit drei Panzergrenadierzügen und einem Panzerzug, sowie Elementen der Kampf – und Einsatzunterstützung. Auftrag der Kompanie während der Kompanieausbildung war es, einen Gewässerübergang zu nehmen sowie für den weiteren Angriff der Brigade zwei Übergangsstellen über die Dolle zu schaffen und zu sichern.
In der taktischen Betrachtung für den Einsatz des Schützenpanzer PUMA wurden vier Themen herausgestellt:
- Geschwindigkeit
- Einsatz als Gefechtsaufklärung
- Waffenreichweite
- Einsatz im bewaldeten Raum
Besonders hervorzuheben ist die hohe Geschwindigkeit der Panzergrenadierzüge, die dem Panzerzug uneingeschränkt folgen konnten und somit nach dem Grundsatz „Geschwindigkeit ist eine Waffe“ (C2-227/0-0-1621 Die Panzertruppenkompanie Nr. 7025) mit zwei Zügen nebeneinander in höchster Geschwindigkeit angriffen.
Resultierend aus dieser hohen Angriffsgeschwindigkeit muss, um den höchsten Einsatzwert zu erreichen, zwingend die Raum/Zeit – Berechnung für den Einsatz von Steilfeuer abgestimmt sowie die Abstände der Züge im Kompanierahmen angepasst werden.
Besonders zweckmäßig hat sich der Einsatz der Schützenpanzer PUMA als Gefechtsaufklärung erwiesen. Die stabilisierte Waffenanlage, Feuerkraft und hervorragende Optiken schaffen ausgezeichnete Rahmenbedingungen und einen hohen Einsatzwert, sowohl bei Tag als auch bei Nacht.
Die Waffenreichweite von bis zu 3000m mit der Maschinenkanone ermöglichen dem Schützenpanzer PUMA insbesondere gegen feindliche Schützenpanzer einen Reichweitenvorteil und gegen Kampfpanzer zumindest die Reaktionsmöglichkeit, um einen Missionsabbruch zu erzwingen und die Voraussetzungen für einen weiteren Angriff der Folgekräfte zu schaffen. Somit kann der Schützenpanzer im Rahmen des Zuges als feuerkräftiges und weitreichendes Waffensystem eingesetzt werden, um z.B. den Angriff des Folgezuges in die Tiefe zu überwachen.
Der Einsatz im bewaldeten Raum erfordert höchste Konzentration und Ausbildungsstand der Fahrzeugbesatzung. Taktisch zweckmäßig für den aufgesessenen Einbruch, muss hier die Abstimmung im vorderen Kampfraum beherrscht werden, um den Schützenpanzer zweckmäßig und die Maschinenkanone unterstützend einzusetzen. Es gilt, mit hoher Feuerkadenz den Wechsel der Kampfweise zu überwachen und anschließend zügig eine Wechselstellung zu beziehen. Fehler in der Bedienung und Führung des Waffensystems können zu Materialschäden und schwindender Kampfkraft führen. Es muss aus der Geländebeurteilung abgewogen werden, wo der Wechsel der Kampfweise durchgeführt wird, um den hohen Einsatzwert des Schützenpanzer PUMA nicht frühzeitig zu verlieren.

Das Fazit
Die systemgestützte Auswertung aller Ereignisse und die verkürzte Umsetzung von Verwundung und Wirkung haben hier zur hohen Akzeptanz und ausnahmslos positiven Rückmeldung der Übungstruppe und deren Truppenführern geführt. Ziel muss zukünftig sein, unter den dargestellten Rahmenbedingungen die Möglichkeit der Ausbildung von Einheiten mit SPz Puma 1. Los im GefÜbZH nach dem nunmehr bewährten Übungsablauf vermehrt zu nutzen.
Die kontinuierliche Verbesserung in den Verfahrensabläufen der Ausnahmelösung wird das gesamte Personal GefÜbZH im Jahr 2023 weiter begleiten.
Die dargestellte Ausnahmelösung soll und kann kein Ersatz für die Ausstattung der SPz Puma mit vollfunktionsfähigem AGDUS sein. Um die Ausbildung der Panzergrenadierbataillone mit SPz Puma zielgerichtet zu steigern, ist die Nutzbarkeit AGDUS schnellstmöglich herzustellen. Die Arbeiten zur Entwicklung eines vollwertigen AGDUS-Systems für den SPz Puma sind in der finalen Phase. Die Systeme sollen ab 2024 für die Nutzung zur Verfügung stehen.
