Ein Artikel aus dem Panzergrenadierbataillon 391
Das Jahr 2022 endete für die „Salzunger Grenadiere“ sinngemäß mit einem Paukenschlag.
Das Mündungsfeuer schwerer Waffensysteme schallte durch die Letztlinger Heide, als das Panzergrenadierbataillon 391 im Gefechtsübungszentrum des Heeres (GefÜbZH) in der defensiven Gefechtshandlung Verzögerung übte. Bei frostigen Temperaturen von bis zu -20° Celsius übten die deutschen Grenadiere nicht allein. Neben einer niederländischen Infanteriekompanie und Marineinfanteristen des Seebataillons aus Eckernförde kämpften Kampfpanzerzüge des Panzerlehrbataillons 93 aus Munster, des Panzerbataillons 104 aus Pfreimd und des Panzerbataillons 363 aus Hardheim an der Seite der „Salzunger Grenadiere“. Hinzu kam noch die streitkräftegemeinsame taktische Feuerunterstützung aus Gebirgsjäger- und Jägertruppe sowie die unerlässliche Pionierexpertise der „Thüringer Pioniere“ des Panzerpionierbataillons 701 aus Gera. Der binationale Gefechtsverband umfasste somit knapp 1.000 Soldaten.

Der Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Dominik Schellenberger, fasste den Übungszweck vor Übungsbeginn wie folgt zusammen: „[…] wir wollen die höchste Ausbildungsstufe für ein Bataillon, die Ausbildungsstufe ‚Echo‘ erreichen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem binationalen Gefechtsverband […] dieses Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung meistern.“

In der ersten Woche der Übung wurden die Kompanien und der Bataillonsstab einzeln unter den wachsamen Augen der Ausbilder und Schiedsrichter des Gefechtsübungszentrums beübt, ehe in der Folgewoche im Rahmen der obligatorischen 96-Stunden-Übung gegen angreifende Kräfte verzögert wurde. Der Kommandeur behielt Recht: Müde, geschlaucht, aber auch zufrieden erkämpften sich die Salzunger die Zertifizierung mit „Echo“ und begaben sich nach der abgeschlossenen Nachbereitung in die Erholung zwischen den Jahren.

Eine lange Erholung war nicht allen Angehörigen des Bataillons vergönnt. Bereits am 10. Januar 2023 musste der Foxtrott-Zug der 3./- im Rahmen der eFP-Vorbereitung bereits wieder im Schießübungszentrum (SchÜbZ) in Munster antreten. Dieser Umstand steht beispielhaft für die Besonderheit der Aufträge, welche die „Salzunger Grenadiere“ über das Jahr 2023 hinweg und in das Jahr 2024 hinein erwarten. Das Panzergrenadierbataillon 391 „greift“ in 2023 als Verband nicht geschlossen wie im Jahre 2022 gemeinsam auf ein einheitliches Ziel, hier den Durchgang 21/22 im GefÜbZH, an, sondern „kämpft“ kompanieweise „an verschiedenen Fronten“ und unterstützt dabei in der Regel andere Bataillone bei der Erfüllung ihrer Aufträge.
Im Rahmen der eFP-Vorbereitung unterstützen die „Salzunger Grenadiere“ beispielsweise mit der gesamten 3./- sowie mit Teilen der 1./- und des Stabes das Panzerbataillon 363 aus Hardheim als Leitverband im Rahmen der 14. Rotation eFP LTU sowie mit dem INDIA-Zug der 4./- das Panzerbataillon 104 aus Pfreimd als Leitverband im Rahmen der 15. Rotation eFP LTU.
Die Gleichzeitigkeit und Verschiedenheit der Vorhaben wird u.a. auch durch den Truppenübungsplatzaufenthalt von 1./-, 2./- und 4./- in Wildflecken verdeutlicht. Während die 3./- im eFP-GÜZ kämpfte, strebten die parallelen Spezialgrundausbildungen bei 1./- und 4./- auf ihre Ausbildungshöhepunkte zu. Bei „bestem“ Rhöner Wetter trotzten die Soldatinnen und Soldaten Wind, Regen und Schnee und schlossen ihre Ausbildungen erfolgreich ab. Höhepunkt des Übungsplatzaufenthaltes war der erste scharfe MELLS-Schuss „der Salzunger Grenadiere“, welchen das Bataillon nutzte, um die Führer im Rahmen einer Offizier- und Unteroffizierweiterbildung über die Leistungsfähigkeit des Systems zu informieren.

Einen anderen „Anmarschweg“ wählten die Scharfschützenanwärter des Bataillons, die sich im Rahmen einer freilaufenden, dreitägigen Durchschlageübung über Berg und Tal sowie Stock und Stein durch die thüringische und bayrische Rhön von Bad Salzungen nach Wildflecken kämpften.


Neben Ausbildung und Übung stand der Jahresanfang auch im Zeichen der regionalen Verbundenheit. So richtete der Bataillonskommandeur in seiner Funktion als Standortältester des Standortes Bad Salzungen zusammen mit dem Bürgermeister der Stadt Bad Salzungen, Klaus Bohl, den traditionellen gemeinsamen Neujahrsempfang aus. Hierbei durfte er neben dem Minister für Inneres und Kommunales des Freistaats Thüringen, Georg Maier, weitere zahlreich Gäste aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sowie von Verbänden und Vereinen begrüßen. Dem Standortältesten waren insbesondere zwei ausgewählte Themen wichtig, welche die „Salzunger Grenadiere“ seit dem Jahresempfang des Vorjahres beschäftigt haben und auch weiterhin beschäftigen: „Dies sind zum einen unsere Einsatzbereitschaft und Kaltstartfähigkeit, sowie zum anderen unsere Verwurzelung in der Region“, bekräftigte er.


Ebenfalls im Sinne der regionalen Verbundenheit und als sichtbares Zeichen der Wertschätzung fand am 2. Februar 2023 ein Feierliches Gelöbnis mit Fahnenbandverleihung in Breitungen/Werra, der Patengemeinde der 1./-, statt. Die Absicht des Kommandeurs war hier deutlich: Nach den COVID-bedingen Einschränkungen der vergangenen Jahre und vor dem Hintergrund der aktuellen sicherheitspolitischen Zeitenwende die Integration der Bundeswehr in der Region zu vertiefen und den Bürgerinnen und Bürgern der Region zu zeigen, dass sich die Bundesrepublik Deutschland und die Bundeswehr auf ihre Soldatinnen und Soldaten verlassen kann.

Wie seine Schwesterverbände auch hat das Panzergrenadierbataillon 391 in seiner über dreißigjährigen Dienstzeit an zahlreichen Auslandseinsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen nicht nur mit Einzelabstellungen, sondern mehrfach in tragender Funktion als Leitverband teilgenommen. Aus diesem Grund verlieh der Divisionskommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor von Butler, dem Panzergrenadierbataillon 391 bei richtigem „Grenadierwetter“ das neu gestiftete „Fahnenband Einsatz“.


Darüber hinaus durften sich die „Salzunger Grenadiere“ dieses Jahr bereits über verschiedene Besuche freuen – mal angekündigt, mal unangekündigt. Besonders hervorzuheben sind dabei die Besuche des Bundesvorsitzenden des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst Wüstner, am 19. Januar 2023, wie auch der Dienstaufsichtsbesuch des vormaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Zorn, am 16. Februar 2023. Der Besuch Oberst Wüstners hatte ein doppeltes Ziel: Diesem den Standort Bad Salzungen vorzustellen und den Salzunger Grenadieren Einblicke in die Arbeit des Deutschen Bundeswehrverbands zu ermöglichen. Die Soldaten, welche an den verschiedenen Gesprächsrunden mit Oberst Wüstner teilnehmen konnten, können ebenso wie der Kommandeur feststellen, dass diese doppelte Zielsetzung geglückt ist.


In der Gesamtschau steht für das Panzergrenadierbataillon 391 eine fordernde zweite Jahreshälfte 2023 bevor. Nachdem das Bataillon in 2022 auf das gemeinsame Ziel des Durchgangs 21/22 im GefÜbZH hinarbeitete, wird aktuell und auch bis in 2024 hinein größtmögliche Flexibilität von den „Salzunger Grenadieren“ gefordert. Über die Sicherstellung von Grundausbildung und Binnenregenration in Form von Dienstposten- und Spezialgrundausbildung hinaus, unterstützt das Panzergrenadierbataillon 391 die 14. Rotation (23-II) eFP unter Führung des Panzerbataillons 363 aus Hardheim wie auch die 15. Rotation (24-I) unter Führung des Panzerbataillons 104 aus Pfreimd und nimmt darüber hinaus im September 2023 mit einer verstärkt/verminderten Panzergrenadierkompanie am Durchgang 15/23 im GefÜbZH unter der 13. (NLD) Leichte Brigade als Leitbrigade sowie dem 42. (NLD) Panzerinfanteriebataillon als Gefechtsverband teil.
Über diese vielfältigen und fordernden Aufträge werden wir in der nächsten Ausgabe berichten.
