Von Wettiner Heide, (un-)runden Geburtstagen und der Neugeburt eines alten Kameraden

vom Panzergrenadierbataillon 391

2022 ist ein besonderes Jahr für die „Salzunger Grenadiere“ des Panzergrenadierbataillons 391. Aufgestellt am 1. April des Jahres 1991, stand 2022 u.a. im Zeichen des 30(+1). Geburtstags des Panzergrenadierbataillons 391, der möglichen, aber schlussendlich doch nicht abgerufenen Gestellung einer verstärkten Panzergrenadierkompanie für die enhanced Vigilance Activity (eVA) Battlegroup in der Slovakei wie auch der unveränderten Unterstützung der eigenen Panzergrenadierbrigade 37 als Very High Readiness Joint Task Force (VJTF)-Brigade.

Dies wurde für die Salzunger Grenadiere vor allem erleb- und greifbar im Rahmen der Volltruppenübung „Wettiner Heide“ Anfang Mai. Dort übten über 7.500 Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden sowie aus Norwegen, Litauen, Lettland, Slowenien und der Tschechischen Republik mit mehr als 2.000 Fahrzeugen. Ziel der Übung waren das schnelle Zusammenführen und die Zertifizierung der Kampf- und Einsatzunterstützungskräfte der VJTF-Brigade.

Abschluss der Vorbereitungen im gewässernahen Verfügungsraum für den Angriff über die Elbe

Um dies zu ermöglichen, griffen die Salzunger Grenadiere zunächst in Klietz über die Elbe an, marschierten dann in einen Verfügungsraum nordostwärts von Munster und stellten sich schließlich in einer Zweiparteienübung als „Feindkommando“ auf den Truppenübungsplätzen Munster Nord und Bergen der niederländischen und norwegischen Battlegroup der VJTF Brigade. Abgerundet wurde die „Wettiner Heide“ durch ein Gefechtsschießen auf der Ebene des verstärkten Panzergrenadierzugs.

Die „Wettiner Heide“ schloss die Übungsreihe nach dem „Stolzen Wettiner“ und dem „Wettiner Schwert“ ab und demonstrierte so die Fähigkeiten der VJTF. Mit der Zertifizierung haben alle beteiligten Soldatinnen und Soldaten, darunter auch die „Salzunger Grenadiere“, ihre Einsatzbereitschaft gezeigt und bewiesen, dass sie Schulter an Schulter mit ihren multinationalen Partnern bereit sind, ihren Auftrag zu erfüllen.

Schneller Wechsel der Kampfweise im Gefechtsschießen

Den Abschluss des Zertifizierungsprozesses stellt die Übung „Cougar Sword“ im November dar, bei welcher der Gefechtsstand der VJTF-Brigade zertifiziert werden soll. Hier leistet auch Panzergrenadierbataillon 391 seinen Beitrag, sowohl mit personeller Unterstützung für den Brigadestab als auch als „Response Cell“ für die 13. niederländische Brigade.

Nun wäre 2022 kein besonderes Jahr, wenn nicht auch die regionale Verbundenheit mit der Heimatstadt und den umliegenden Patengemeinden gelebt worden wäre. Nach den COVID-bedingten Einschränkungen war es den Salzunger Grenadieren eine Herzensangelegenheit, die Kasernentore im Rahmen eines Tags der offenen Tür zu öffnen. Ziel dieses Tags der offenen Tür war es, die Integration der Bundeswehr in der Region wieder weiter zu vertiefen, die kameradschaftliche Verbindung mit Ehemaligen u. Reservedienstleistenden zu pflegen, das 30(+1)-jährige Jubiläum des Panzergrenadierbataillons 391 auf angemessene Weise zu begehen und den Gästen ein anschauliches Bild vom Auftrag, der Leistungsfähigkeit und der Einsatzbereitschaft der am Standort befindlichen Dienststellen sowie externer militärischer als auch ziviler Organisationen zu vermitteln.

Beziehen eines Verfügungsraums nach Nehmen des Zwischenziels in der Gefechtsübung

Der Planungsprozess hierfür erstreckte sich über mehr als ein halbes Jahr und stellte eine Gemeinschaftsleistung aller Angehörigen des Standortes, mit Unterstützung befreundeter Verbände und unter Einbindung der Patengemeinden und der Stadt Bad Salzungen selbst, dar. Sodann war es am 11.09. endlich so weit: Die Salzunger Grenadiere öffneten die Tore der Werratal-Kaserne für einen Tag und boten den Gästen ein reichhaltiges Programm.

Bei der dynamischen Waffenschau präsentierte ein Panzergrenadierzug mit vier Schützenpanzern MARDER den Kampf um Sperren als Teil des „Handwerks“ der Grenadiere. Hierzu gehörten natürlich auch Ausrüstung, Ausstattung und Bewaffnung sowie die dazugehörige Munition der Panzergrenadiere.

Steilfeuerunterstützung im Gefechtsschießen – dargestellt durch die Pioniertruppe

Besonders beliebt war die Mitfahrgelegenheit in Bundeswehrfahrzeugen, dabei vor allem mit dem Schützenpanzer MARDER, dem gepanzerten Transportkraftfahrzeug BOXER sowie dem Transportpanzer FUCHS. Viele weitere Fahrzeuge, darunter der Brückenlegepanzer LEGUAN, der Minenräumpanzer KEILER, der Kampfpanzer LEOPARD und der Schützenpanzer PUMA, konnten im Rahmen einer statischen Waffenschau in Augenschein genommen werden.

Über die eher militärischen Stationen hinaus gab es auch Angebote durch Freunde und Partner. So konnten die Besucher beim Stand der Sportfördergruppe Oberhof simuliert mit einem Biathlongewehr schießen, in einem Bobschlitten Platz nehmen und die Silberolympionikin und Sportsoldatin Katharine Sauerbrey kennenlernen, die für Autogrammwünsche, Bilder und Gespräche zur Verfügung stand.

Feuerzusammenfassung eines Panzergrenadierzuges

Der Tag der offenen Tür war ein voller Erfolg, welcher sich auch in den Besucherzahlen widerspiegelte: Über 10.000 Besucherinnen und Besucher hatte es in die Kaserne gezogen. Hier gilt allen Beteiligten – seien es befreundete Verbände, die Garnisonsstadt, die Patengemeinden oder die weiteren zivilen und militärischen Partner – ein aufrichtiger Dank!

Zuletzt soll die Neugeburt eines alten Kameraden hier nicht unerwähnt lassen. Am 06.09. fand im Beisein von Angehörigen des Amts für Heeresentwicklung, des Kraftfahrzentrums der Bundeswehr, BAAINBw K 5.2 und Mitarbeitern von Rheinmetall die erste Musterintegration des kampfwertgesteigerten SPz MARDERS statt. Nunmehr darf sich dieses Fahrzeug mit der Bezeichnung SPz MARDER 1A3A1 schmücken.

Die nutzungsdauerverlängernden Maßnahmen umfassen eine neue Feuerwarn- und Löschanlage (FWLA), die neue Panzerabwehrwaffenanlage MELLS, das neue Fahrersichtsystem SPECTUS II, das neue Wärmebildgerät SAPHIR, allgemeine Obsoleszenzbeseitigungen (Laufrollen, Bremsanlage, Waffentaschen, Halterung MG5 etc.) sowie für den SPz MARDER 1A5 einen neuen Antriebsstrang.

Die Obsoleszenz der Warnmelder und das gesundheitsgefährdende Löschmittel HALON der FWLA im Triebwerkraum des SPz MARDER machte eine Überarbeitung notwendig. Durch die Verwendung von digitalen Warnmeldern analog zum SPz Puma und GTK BOXER und dem in der Bundewehr bereits eingeführtem Löschmittel DeuGenN kann die Integration einer digitalen FWLA auf dem neusten Stand der Technik und mit logistischen Synergieeffekten umgesetzt werden.

Die Besatzung eines Schützenpanzers Marder

Des Weiteren war die Integration des MILAN-Nachfolgers MELLS notwendig. Als Herausforderung galt es, die Waffe so an das Fahrzeug zu adaptieren, dass die teils erheblichen Fahrzeugvibrationen weder die Waffenanlage, noch die empfindlichen Lenkflugkörper beschädigen. Die auslaufende Versorgbarkeit des PERI D53 und des WBG-X gefährdeten die Nachtfahrfähigkeit und die Kampfbereitschaft bei eingeschränkter Sicht. Das in der Variante 1A5A1 eingeführte System SPECTUS I hatte sich bewährt, weshalb in die in Nutzung verbleibenden Fahrzeuge die weiterentwickelte Variante SPECTUS II eingerüstet wird. Darüber hinaus wird ein neues Wärmebildgerät integriert; hier erfolgte die Auftragsvergabe im Rahmen des Wettbewerbs zugunsten des SAPHIR 2.6 MK der Fa. RME.

Der Austausch des MG3 gegen das MG5 als Absitz-MG machte die Überarbeitung des Verstaukonzeptes notwendig. Durch Forderungen der Druckgeräterichtlinie wurde auch die Überarbeitung der Bremsanlage notwendig. Weiterhin wurden neue Laufrollen und Leiträder sowie für die A5-Varianten die PUMA-Kette eingebracht.

BMS im SPz Marder

Was verschafft nun aber dem MARDER 1A3 sein „A1“? Für den 1A3A1 wurde die D-LBO Variante 12 ausgewählt. Die Hardwarekomponenten sind bereits in SPz PUMA, GTK BOXER und FENNEK integriert und haben sich dort bewährt. Dies ermöglicht im 1A3A1 die Nutzung des Battle Management Systems. Das System beinhaltet GPS-Navigation, Funkkommunikation und Datentransfer sowie eine digitale Karte inkl. Blue Force Tracking.

Zum Ende des Jahres steht im Dezember 2022 unser Durchgang 21/22 im Gefechtsübungszentrum Heer als Ausbildungs- und Übungshöhepunkt an. Dazu in der nächsten Ausgabe mehr.

Dynamische Vorführung „Der Panzergrenadierzug im Angriff“
Station „Mitfahrgelegenheit in Bundeswehrfahrzeugen“
Statische Waffenschau
Geburtsstunde des SPz Marder 1A3A1